Eine hohe Bounce Rate ist fast immer ein Grund, zügig zu handeln
Woran erkennt man eigentlich, ob eine Webseite erfolgreich ist und die Ziele ihres Betreibers erreicht? Um dies festzustellen, gibt es viele Möglichkeiten. Man kann die Zahl der täglichen Klicks festzuhalten, das ist eine der einfachsten Methoden, aber die Quantität allein sagt noch nichts über den Erfolg aus. So gibt es zahlreiche Tools, mit denen sich das Verhalten von Usern genauer betrachten und analysieren lässt. Ein Kriterium im Kontext der Webanalyse ist die Bounce Rate, zu Deutsch: Die Absprungrate. Für Google Analytics ist sie ein wichtiges Messinstrument.
Absprungrate liegt bei 50 % oder mehr? Dann wird es höchste Zeit
Bei der Bounce Rate geht es darum, welche User eine Webseite sofort wieder verlassen, ohne eine weitere Aktion wie Klicken oder Teilen zu unternehmen. Untersucht werden dabei die Startseite ebenso wie Unterseiten, auf die Nutzer zum Beispiel über die Google-Suchanfrage oder über Links gestoßen sind. Wenn User sofort wieder verschwinden, ist dies zunächst ein schlechtes Zeichen, aber nicht zwangsläufig ein Alarmsignal, weil es für die Absprungrate ein Vielzahl von Gründen geben kann, die nicht unbedingt etwas mit der Webseite selbst zu tun haben müssen.
Eine professionelle SEO-Agentur mit der Analyse von Absprungraten und Ausstiegsraten (siehe Infokasten) zu beauftragen, ist immer einge gute Idee. Denn wenn die Bounce Rate zu hoch ist, kann sich das negativ auf das Ranking bei Google auswirken. So vermuten es einige Fachleute, dieser Aspekt ist jedoch umstritten. Besser messbar ist zum Beispiel mit Google Analytics der Zeitraum, indem der Nutzer nach Aufruf seines Suchergebnisses wieder zur Google-Seite mit den anderen Suchergebnissen (SERP) zurückkehrt.
Info: Unterschieden wird in der Webanalyse zum Beispiel mit Google Analytics zwischen Absprungrate und Ausstiegsrate. Während beim Absprung keine Interaktion stattfindet, meint die Ausstiegsrate immer diejenige Unterseite, die User sich zuletzt angeschaut haben. Auch hier lohnt es sich im Anschluss, genauer hinzusehen: Was stimmt nicht mit dieser Seite? Was ließe sich optimieren?
Was löst den Absprung aus? Mobile User sind häufiger abgelenkt als Menschen am PC
Nicht jeder Absprung von einer Webseite muss gleich die Alarmglocken schrillen lassen. Rund 60 Prozent aller User surfen heute über mobile Endgeräte im Netz. Sie sind anfälliger für Störungen und Ablenkungen als solche Nutzer, die am heimischen Desktop-PC sitzen. Der Zug kommt, der Flug wird aufgerufen, jemand ruft über das Handy an, Kundschaft betritt das Geschäft: Schon ist der Betrachter weg, ohne eine Aktion gestartet zu haben. Das sagt auch nichts darüber aus, was der Besucher von der Webseite gehalten hat.
Dient die Webseite der reinen Info? Dann ist ein Absprung normal
Darüber hinaus kommt es darauf an, welche Intention eine Webseite verfolgt. Dient Sie eher der reinen Information, kann es gut sein, dass dem Nutzer der erste Blick schon reicht, um zu finden, wonach er sucht. Klassische Beispiele sind Öffnungszeiten, Telefonnummern oder eine Fahrplanauskunft. Ebenso diese Frage: Was gibt es im Imbiss um die Ecke heute als günstiges Tagesgericht?
Wer eine lange Verweildauer erzielen will, muss Kunden Mehrwert bieten
Eine andere Intention verfolgen zum Beispiel Webseiten von Online-Shops. Sie möchten einerseits erreichen, dass der Kunde schnell sein gewünschtes Produkt findet und kauft. Andererseits verfolgt eine solche Shop-Seite die Absicht, dem Kunden Artikel zu verkaufen, die zum Beispiel als Zubehör zu seinem Produkt passen. Gut gemachte Webseiten, die etwas verkaufen sollen, bieten dem Interessenten stets fundierte Informationen rund um ein Produkt oder eine Dienstleistung. Auch diese können die Verweildauer erhöhen und die Gefahr des Absprungs verringern. Sie bieten einen Mehrwert und können Vertrauen schaffen. Der Nutzer hat den Eindruck: Denen geht es wirklich darum, mir das Richtige zu verkaufen.
Info Produkt: Der Kunde sucht nach einem Akkuschrauber. Auf der Webseite findet er einen Beitrag mit dem Titel: Welcher Typ Handwerker bist Du? So kann er die Suche nach dem passenden Akkuschrauber näher eingrenzen: Hobbybastler, Semi- oder Vollprofi?
Info Dienstleistung: Der Kunde plant einen alpinen Skiurlaub. Die Webseite liefert ihm als Extra Infos zum Schwierigkeitsgrad der Pisten und zum Freeriding abseits der Pisten. So erhält er wichtige Infos, ohne die Webseite des Skigebiets aufrufen zu müssen. Er bekommt auch eine Antwort auf solche Fragen: Bin ich dafür fit genug? Ist das ein Skigebiet für die ganze Familie?
Tempo steigern, Werbung reduzieren: Es gibt viele Möglichkeiten, die Bounce Rate zu senken
Eine professionelle SEO-Agentur kennt viele Möglichkeiten, um die Bounce Rate zu vermindern. Die erste ist rein intuitiv, kann aber wichtige Hinweise liefern: Wie ist der erste Eindruck von dieser Webseite? Für einen zweiten gibt es bekanntlich keine Chance. Ein Brainstorming zum ersten Eindruck kann bereits wichtige Fingerzeige für die weitere Optimierung geben.
Weitere Möglichkeiten:
- Page Speed erhöhen. Viele Faktoren können das Aufrufen einer Webseite langsam machen. Diese Ladezeit kann mit technischen Tools verkürzt werden. Hier geht es auch darum, Ballast zu entfernen, der ein schnelles Laden verhindert.
- Die Website ist nicht ausreichend für mobile Endgeräte wie das Smartphone optimiert. Die Bounce Rate steigt zum Beispiel, wenn eine wichtige Überschrift nicht komplett dargestellt wird.
- Anzahl der Werbeeinblendungen und deren Taktung optimieren. Keiner mag es, wenn dauernd etwas aufploppt, wonach er als potenzieller Käufer und Kunde gar nicht sucht.
- Das Design der Website verändern. Hier geht es um Farben, Formen und die Navigation. Kaminrot mag für einen Weinhandel eine animierende und entspannende Farbe sein – für eine Zahnarztpraxis eher nicht.
- Seitentitel und Keywords passen nicht zu dem, was der Nutzer hier findet.
- Dem Betrachter mehr relevanten Inhalt (Content) bieten und in Wort, Bild, Grafik oder Video den Nutzen von Produkten oder Dienstleistungen vermitteln.
- Die Interaktion erleichtern. Zur individuellen Beratung zum Beispiel durch einen Telefon-Rückruf führt direkt eine Schaltfläche im Text und nicht der „Kontakt“-Button rechts oben.
Info: SEO ist ein Prozess. Gute Optimierung wird immer auch darauf achten, dass auf der Webseite regelmäßig etwas in Bewegung kommt, indem zum Beispiel Texte nach und nach erweitert oder regelmäßig Bilder ausgetauscht werden. Es muss etwas geboten werden – und das möglichst mit Abwechslung.
Beispiel 1: Das Restaurant, das im November immer noch seinen sonnigen Biergarten als Hauptmotiv im Bild präsentiert, vermittelt im Grunde nur diese Botschaft: Bei uns gibt’s nichts Neues. Eine katastrophale Bounce Rate ist gewiss.
Beispiel 2: Die lokale Tageszeitung bietet dem Nutzer sämtliche Beiträge nur noch gegen Bezahlung an. Hinter der Bezahlschranke befinden sich sogar wichtige Hinweise der Polizei oder zur Daseinsversorgung („Das Wasser in Ihrer Straße muss von 11 bis 12 Uhr abgestellt werden“ / „Die Busfahrer streiken morgen“).
Von dieser Webseite wird nicht mehr abgesprungen, sie wird erst gar nicht mehr besucht.
Bounce Rate regelmäßig analysieren. Wer länger bleibt, wird eher zum Käufer
Die Bounce Rate ist ein sehr wichtiger Faktor dafür, wie nutzerfreundlich eine Seite empfunden wird. Wer länger bleibt, fühlt sich anscheinend ganz wohl auf dieser Webseite und letzten Endes kann solch ein guter Eindruck und eine plausible Führung durch die Navigation eine Kaufentscheidung positiv beeinflussen.
Daher ist es wichtig, die Absprungrate mit Google Analytics oder anderen Tools regelmäßig zu prüfen. Exakte Gründe für einen Nutzerschwund lassen sich zwar nicht ableiten, aber man erkennt Schrauben an denen man drehen könnte. Was das in der Folge gebracht hat, kann man wiederum als Webseitenbetreiber nach einiger Zeit an aktuellen Zahlen z.B. in Google Analytics ablesen.
Info. Das Thema Bounce Rate/Absprungrate ist wie die gesamte Suchmaschinenoptimierung sehr komplex und dürfte schon jetzt genug Lernstoff für einen kompletten Studiengang hergeben. Aber den gibt es (noch) nicht.
Überlegen Sie gut, ob Sie Themen wie Bounce Rate und andere in die eigenen Hände nehmen, denn leider ist es so, dass man als Laie vieles Verschlimmbessern kann, wie man so sagt. Bitten Sie eine SEO-Agentur um deren Angebot. Ein erster Check Ihrer Webseite ist bei den allermeisten kostenfrei und unverbindlich.